Déjà vu
Kuratiert von Sonia Voss.
Die Kehrer Galerie freut sich, zwei Positionen aus Frankreich zu präsentieren. Thibault Brunet und Isabelle Le Minh, beide schon vielfach in französischen Institutionen ausgestellt, beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit der Reaktivierung von Bildern und spielen mit unserer kollektiven Bildkultur.
Thibault Brunet (*1982) bezeichnet sich als »Fotograf ohne Kamera«. Eines seiner Experimentierfelder ist das Videospiel »Grand Theft Auto«, dessen Raum er erforscht, um träumerische Bilder zu schaffen, die mehr mit dem visuellen Erbe der Romantik zu tun haben als mit der Videospiel-Ästhetik (»Vice City«, 2007–2013). In einer anderen Serie arbeitet er mit auf Google Earth gefundenen Amateur-3D-Bildern von isolierten Vorortsgebäuden, die von ihren Bewohnern selbst erstellt wurden. Aus dem Aneignungsprozess entsteht eine Typologie, die sich in einer subtilen chromatischen Palette entfaltet (»Typologie du virtuel«, 2014–2016). Zuletzt fuhr Brunet im Rahmen einer Partnerschaft mit Leica mit einem 3D-Scanner die Opalküste im Norden Frankreichs entlang. Aus den dort gesammelten Daten extrahiert Brunet »fotografische« Bilder, die, trotz des sehr technischen Verfahrens, den Landschaften eine irreale Anmutung verleihen (»Territoires circonscrits«, 2016–2017).
Isabelle Le Minh (*1965) beschäftigt sich als Künstlerin mit der theoretischen, künstlerischen und technischen Geschichte der Fotografie. Ein Teil ihres Werkes titelt »After Photography« und beinhaltet die Serie «Objektiv« (2015), eine Reihe von Aufnahmen alter Fotoobjektive, die zusammen eine typologische Hommage an Bernd und Hilla Becher bilden. »Trop tôt, trop tard« (2008) verweist auf den von Henri Cartier-Bresson formulierten Begriff des »instant décisif«. Aus den ikonischen Bildern des französischen Meisters hat die Künstlerin die menschlichen Figuren entnommen, als ob sie »zu früh« oder »zu spät« geknipst worden wären. »Darkroomscapes« (2012) sind Bilder von Entwicklerschalen, die in der Dunkelkammer aufgenommen wurden – für die Künstlerin ein meditativer Raum, wo die »analoge« Zeit herrscht – und die an die kontemplativen »Seascapes« des Fotografen Hiroshi Sugimoto erinnern.
Isabelle Le Minh: »#15.1«
aus der Serie | from the series »Objektiv, after Bernd and Hilla Becher«, 2015
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Isabelle Le Minh: »Trop tôt, trop tard, after Henri Cartier-Bresson«, 2007-2008
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Isabelle Le Minh: »DK93«
aus der Serie | from the series »Darkroomscapes, after Hiroshi Sugimoto«, 2012
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Thibault Brunet: »Typologie du virtuel #2«, 2014-2016
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Thibault Brunet: »Sans titre 12«
aus der Serie | from the series »Territoires circonscrits«, 2014-2016
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
links: Thibault Brunet: »Sans titre 16«
aus der Serie | from the series »Territoires circonscrits«, 2014-2016
rechts: Thibault Brunet: »Vice City«, 2007-2013
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Isabelle Le Minh | Thibault Brunet: »Déjà Vu«
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018
Isabelle Le Minh | Thibault Brunet: »Déjà Vu«
Installationsansicht | exhibition view Kehrer Galerie, 2018